Was ist Weitsichtigkeit (Hyperopie)?
Sehschwächen

Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie)

Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist eine Fehlsichtigkeit des Auges. Weitsichtige sehen nahe Gegenstände unscharf, weit entfernte Gegenstände hingegen deutlich.

Weitsichtigkeit - Ursachen, Symptome und Abhilfe verschaffen | Bildquelle: © elenaleonova / iStockphoto.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Weitsichtigkeit, im Fachjargon Hyperopie (Übersichtigkeit) genannt, ist eine angeborene Fehlsichtigkeit. Weitsichtige sehen bis zum 30. Lebensjahr meist sowohl in der Ferne als auch in der Nähe gut – allerdings müssen sie dafür die inneren Augenmuskeln stark beanspruchen, was auf Dauer sehr anstrengt. Bei einer starken Weitsichtigkeit sowie in fortgeschrittenem Alter hilft diese Fähigkeit der Akkommodation nicht mehr. Scharfes Sehen in der Nähe – oder bei sehr hohen Werten ebenfalls in mittleren Distanzen und in der Ferne – ist nicht mehr möglich. Eine Brille oder Kontaktlinsen sind dann eine Hilfe, in seltenen Fällen kann eine Operation sinnvoll sein.

Welche Ursachen hat Weitsichtigkeit?

Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie) kann folgende Ursachen haben: ein zu kurzer Augapfel (Achsenhyperopie), eine Hornhaut oder eine Augenlinse mit zu geringer Brechkraft (Brechungshyperopie) oder eine Kombination aus beiden. Die beim Blick in die Ferne in das Auge einfallenden Lichtstrahlen werden bei der Weitsichtigkeit so gebündelt, dass ein scharfes Bild eines Objektes erst hinter der Netzhaut entsteht. Der Weitsichtige kompensiert das, indem er die Brechkraft der Linse durch die Aktivität seines Ziliarmuskels verstärkt. Dieser Vorgang, Akkommodation genannt, funktioniert bei weit entfernten Gegenständen und in jungen Jahren oft sehr gut. Bei sehr nahen Gegenständen gelingt der Ausgleich weitaus weniger gut.

Weitsichtigkeit ist angeboren, kann sich in vielen Fällen aber durch das Wachstum des Augapfels bis zum Erreichen des Erwachsenenalters verringern. Im Laufe des Lebens nimmt bei allen Menschen die Elastizität der Linse und damit auch deren Einstellfähigkeit stark ab. Deshalb brauchen auch alle Normalsichtigen ab zirka dem 45. Lebensjahr eine Lesebrille (Alterssichtigkeit). Wer bereits weitsichtig ist, muss schon viel früher zur Lesebrille greifen. Ab dem 40. bis 45. Lebensjahr benötigt der Weitsichtige sogar für das Sehen in der Ferne eine Brille, weil die Einstellfähigkeit der Linse nicht mehr ausreicht.

Weitsichtigkeit: Diese Symptome hat man bei Hyperopie

Um immer scharf sehen zu können, bringen Weitsichtige ihre Augenlinse durch Muskelaktivität bei jedem Blick automatisch in die richtige Feineinstellung. Das führt auf Dauer zu einer Überanstrengung und Ermüdung der Augen. Augenschmerzen, brennende Augen, Bindehautentzündung oder auch Kopfschmerzen können auftreten. Die Symptome – auch asthenopische Beschwerden genannt – machen sich verstärkt beim Lesen bemerkbar. Der Betroffene kneift seine Augen zusammen, blinzelt oder schließt ein Auge ganz, um mit dem anderen die bestmögliche Sicht zu erzielen.

Diese Animation erklärt Weitsichtigkeit (Hyperopie) | Bildquelle: Kuratorium Gutes Sehen e.V.Animation Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Wie wird Weitsichtigkeit vom Augenarzt oder Augenoptiker festgestellt?

Die Diagnose ist einfach: Bei einem Sehtest untersucht der Augenarzt oder der Augenoptiker, wie gut die Augen in die Weite (Fernvisus) und in die Nähe (Nahvisus) sehen können. Dabei müssen die Betroffenen mit jeweils einem Auge unterschiedlich große Buchstaben oder Zeichen erkennen und beschreiben. Die Testergebnisse können je nach Tageszeit, Beleuchtung und individuellem Wohlbefinden unterschiedlich ausfallen. Bei mutmaßlich weitsichtigen jungen Menschen erfordert das Fingerspitzengefühl, denn die noch sehr elastische Augenlinse wird ja durch die Akkommodation automatisch scharf gestellt. So besteht die Gefahr, dass leichte Formen der Weitsichtigkeit übersehen werden.

Wer das Gefühl hat, weitsichtig zu sein oder grundsätzlich schlecht zu sehen, kann zunächst einen Online-Sehtest machen. Doch Vorsicht: Ein Online-Sehtest liefert nur Hinweise auf eine bestehende Sehschwäche und ersetzt keinesfalls einen professionellen Sehtest beim Augenoptiker oder Augenarzt.

Wie lässt sich Weitsichtigkeit verbessern?

Eine bestehende Weitsichtigkeit, die Beschwerden verursacht, kann durch das Tragen einer geeigneten Sehhilfe – Brille oder Kontaktlinsen – problemlos ausgeglichen und korrigiert werden. In bestimmten Fällen besteht die Möglichkeit einer Operation, bei der die Brechkraft des Auges verändert wird (Laserbehandlung).

Wird die Weitsichtigkeit durch eine Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen, kommen sogenannte Sammellinsen mit einem positiven Brechwert (Maßeinheit des Brechwerts: Dioptrie, kurz: dpt) zum Einsatz. Diese Brillengläser verändern den Lichteinfall so, dass die Lichtstrahlen wie bei einem Normalsichtigen genau auf der Netzhaut gebündelt werden und beim Blick in die Ferne auch ohne Akkommodation wieder ein scharfes Bild in der Netzhautebene entsteht. Plusgläser sind in der Mitte etwas dicker als am Rand (konvex), können aber dank moderner Technik sehr dünn geschliffen werden.

Weitsichtigkeit bei Kindern

Alle Kinder kommen leicht weitsichtig auf die Welt und werden bis zum Alter von sechs Jahren in der Regel von selbst normalsichtig. Eine Sehhilfe ist hier nur in Ausnahmefällen notwendig – zum Beispielwenn die Weitsichtigkeit über 6 dpt liegt oder wenn beide Augen unterschiedliche Stärken haben oder wenn das Kind durch den Zwang, die Weitsichtigkeit ständig aktiv auszugleichen, ein Einwärtsschielen entwickelt.

Jugendliche und junge Erwachsene, die weitsichtig sind, merken anfangs oft gar nichts davon. Sie gleichen die Fehlsichtigkeit automatisch durch die Elastizität ihrer Augenlinse aus und nehmen fälschlicherweise an, prima zu sehen. Die Muskelarbeit der Augen beim Sehen kann aber, besonders beim Lesen oder anderer Naharbeit, zu Kopfschmerzen oder andere Beschwerden führen. Deshalb sollte eine Weitsichtigkeit immer früh erkannt werden.

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Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Die natürliche Akkommodationsfähigkeit des Auges, also das Scharfstellen der Linse, verringert sich bei allen Menschen mit fortschreitendem Alter. Dadurch wird der Bereich des scharfen Sehens mit den Jahren immer kleiner. Spätestens mit zirka 45 macht sich dieser Effekt auch bei Menschen ohne Fehlsichtigkeit bemerkbar. Man nennt das Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit (Presbyopie). Erste Symptome sind Schwierigkeiten beim Lesen. Um alles entziffern zu können, müssen Buch und Zeitung weiter weggerückt werden also früher. Druckgefühle im Bereich der Nasenwurzel oder der Schläfen können auftreten, ebenso Kopfschmerzen. Auch hier ist eine Brille in der passenden Sehstärke die beste Lösung.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Unterschied: Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit

Was ist der Unterschied zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit? Weitsichtige Personen sehen in der Nähe unscharf, in der Ferne aber deutlich. Kurzsichtige sehen hingegen weiter entfernte Gegenstände undeutlich und verschwommen, erkennen nahe Objekte jedoch problemlos. Eine Kurzsichtigkeit lässt sich durch eine Brille oder durch Kontaktlinsen problemlos ausgleichen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel über Kurzsichtigkeit (Myopie).