Unsere Augen vollbringen eine Art Multitasking, um alles ringsum deutlich wahrzunehmen. Da ist zum Beispiel das Fokussieren: Die Augenlinse verformt sich, um Nahes und Fernes scharf auf der Netzhaut abzubilden. Diese Entfernungsanpassung heißt Akkommodation.

Doch nicht allein die Akkommodation sorgt für optimale Bilder. Direkt gekoppelt mit ihr ist eine andere wichtige Fähigkeit: die binokulare Fixation. Nur was genau im Blick liegt, kann man deutlich und scharf sehen. Damit das gelingt, zielen beide Augen gleichzeitig auf das anzuschauende Objekt. Diese Bewegung der beiden Augen heißt Vergenz.

Hinter dem lateinischen Begriff verbirgt sich das unbewusste Eindrehen und Ausdrehen der Augäpfel in Abhängigkeit von der Entfernung. Je näher dran sich der betrachtete Gegenstand befindet, desto mehr drehen sich beide Augen nach innen. Die Fachwelt bezeichnet das Eindrehen der Augen als Konvergenz (lat. con = zusammen). Beim Blick von einem nahen zu einem fernen Objekt drehen sich die Augäpfel nach außen (Divergenz). Wenn die Augen in unendliche Ferne schauen, stehen sie parallel.

Das Eindrehen und das Ausdrehen der Augäpfel erfolgen normalerweise fließend und unmerklich. Gibt es aber Probleme mit der Steuerung der Augenmuskeln wie beim Schielen (Strabismus), funktioniert die Augenbewegung nicht exakt; die Seheindrücke der beiden Augen verschmelzen nicht zu einem perfekten Bild. Auch Augen, die sich anhaltend im Nahsichtmodus befinden – etwa die von Bildschirmarbeitern oder Smartphone-Dauernutzern –, haben Schwierigkeiten, wenn sie plötzlich in die Ferne schauen: Die inneren Augenmuskeln sind durch das intensive Nahsehen dauerhaft angespannt oder verkrampfen gar. Diese Dauerspannung muss sich erst lösen, um Fernes unangestrengt und scharf wahrzunehmen.