Durchblick im Straßenverkehr – Sehtests für mehr Sicherheit
Pressemitteilung

Durchblick im Straßenverkehr – Sehtests für mehr Sicherheit

Durchblick im Straßenverkehr | Bildquelle: © ambrozinio / istockphoto.com
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Kerstin Kruschinski
Veröffentlichung 12.06.2024

Aktuellen Studien zufolge überschätzt die Mehrheit der Autofahrer*innen das eigene Sehvermögen. Jeder Sechste würde beim Sehtest durchfallen. Trotzdem hat das EU-Parlament Anfang des Jahres gegen verpflichtende Gesundheitschecks inklusive Sehtest gestimmt. So liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen. Anlässlich des Tags der Verkehrssicherheit am 15. Juni klärt das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) darüber auf, wer wann zum Sehtest gehen sollte und welche Risiken schlechtes Sehen im Straßenverkehr birgt.

Während Berufskraftfahrer*innen ihre Sehfähigkeit alle fünf Jahre nachweisen müssen, ist bei allen anderen nur ein Sehtest beim Erwerb der Fahrerlaubnis notwendig. Das ist schwer nachvollziehbar, da die Sehleistung aller Menschen mit der Zeit nachweislich abnimmt. So beträgt beispielsweise bei einer Kurzsichtigkeit von -1 Dioptrien z. B. die Sehleistung statt 100 nur noch 25 Prozent – etwa ein Drittel dessen, was beim Führerscheinsehtest verlangt wird.

Junge Erwachsene (18-29 Jahre)

Forscher warnen vor einer weltweit zunehmenden Kurzsichtigkeit unter jungen Menschen. Durch zu wenig Aufenthalt im Freien, stundenlanges Nahsehen vor Bildschirmen und längere Bildungszeiten wird das Wachstum des Augapfels angeregt. Das ist eine wesentliche Ursache für Kurzsichtigkeit. Betroffene haben Schwierigkeiten, entfernte Objekte wie etwa Verkehrsschilder, Ampeln oder Fahrzeuge zu erkennen. Unsicherheit und Fehlverhalten im Straßenverkehr sind die Folge. Schlechte Lichtverhältnisse oder ungünstige Witterungsbedingungen wie Regen oder Nebel potenzieren die Unfallgefahr.

TIPP: Um fortschreitende Veränderungen des Sehvermögens frühzeitig zu erkennen, sollten junge Erwachsene mit bestehender Kurzsichtigkeit einmal im Jahr zum Sehtest. Für normal- und weitsichtige Menschen ohne Auffälligkeiten genügt ein Sehtest alle drei Jahre.

Erwachsene (30-39 Jahre)

In diesem Alter verändern sich die Sehfähigkeiten am wenigsten, dennoch können auch hier Sehdefizite auftreten.

TIPP: Für Menschen im 30. Lebensjahrzehnt reicht ein Sehtest alle drei Jahre bzw. sofort, wenn zum Beispiel Kfz-Kennzeichen nur noch aus einer Entfernung von 25 Metern oder weniger erkennbar sind.

Mittleres Alter (40-59 Jahre)

Setzt ab Mitte 40 die Alterssichtigkeit (Presbyopie) ein, wird das Sehen in der Nähe schwieriger. Das wiederum beeinträchtigt die Lesbarkeit von Armaturen und Navigationssystemen. Fällt ab Mitte 50 zusätzlich das Sehen in die Ferne schwer, sind auch Verkehrsschilder, Straßenmarkierungen und entgegenkommende Fahrzeuge schlechter zu erkennen. Besonders in der Dämmerung oder bei schlechtem Wetter können diese Einschränkungen zu Fehlverhalten und gefährlich späten Reaktionen im Straßenverkehr führen, die das Unfallrisiko erheblich erhöhen.

TIPP: Menschen im mittleren Alter sollten alle zwei Jahre einen Sehtest beim Optiker oder Augenarzt machen, auch wenn sie bisher noch keine Brille getragen haben.

Best Ager (ab 60 Jahre)

Leider steigt das Risiko für Augenerkrankungen wie Glaukom (Grüner Star), Katarakt (Grauer Star) und Makuladegeneration, mit zunehmendem Alter nachweislich. Das wirkt sich auch auf das Sehen im Straßenverkehr aus: Ein Glaukom schränkt oft das periphere Sehvermögen ein. Dadurch können Fußgänger und Radfahrer im seitlichen Gesichtsfeld schnell übersehen werden. Die Menschen mit Linsentrübung (Katarakt) fühlen sich oft geblendet, was bei Nachtfahrten die Sicht durch entgegenkommende Fahrzeuge stark beeinträchtigt. Eine Makuladegeneration führt häufig zur Fahruntüchtigkeit. Durch die drastische Abnahme der Sehschärfe können Hindernisse oder sich schnell bewegende Objekte im Straßenverkehr nicht mehr wahrgenommen werden.

TIPP: Um ihre Sehkraft zu erhalten, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern, sollten Senioren einen jährlichen Sehtest in einer Augenarztpraxis zur Routine werden lassen.

Zusätzliche Empfehlungen

Treten Sehstörungen, Augenbeschwerden oder plötzliche Veränderungen der Sehkraft auf ist, unabhängig vom Alter, ein sofortiger Check der Augen zu empfehlen. Auch Personen mit bekannten Augenerkrankungen oder systemischen Krankheiten wie Diabetes sollten häufiger zum Sehtest und regelmäßige augenärztliche Kontrollen durchführen.

Erste Hinweise auf eine veränderte Sehleistung kann ein Selbstcheck geben. Er kann online jederzeit bequem von zu Hause aus durchgeführt werden. Mit ihm lassen sich u.a. das Fern-, Nah-, Farb- und Kontrastsehen überprüfen. Allerdings ersetzt er nicht den Gang zum Augenarzt oder Optiker.

Übersicht Altersgruppen und empfohlene Häufigkeit von Sehtests

AltersgruppeSehtest
19-29alle drei Jahre, bei Kurzsichtigkeit jährlich
30-39alle drei Jahre
40-59alle zwei Jahre
Ab 60jährlich

Wichtig: Bei einer subjektiv empfundenen Sehverschlechterung sollte sofort ein Sehtest gemacht werden.

Gutes Sehen im Straßenverkehr: Gas geben – mit Umsicht

Gutes Sehen im Straßenverkehr: Gas geben – mit Umsicht

Diese kostenlose 16-seitige Broschüre informiert über gutes Sehen im Straßenverkehr. Welche Fehlsichtigkeiten beeinträchtigen die Fahrtauglichkeit und was muss eine Brille für Autofahrer leisten?

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KGS Presse-Themenservice "Sehen im Straßenverkehr"

Broschüre: Presse-Themenservice Sehen im Straßenverkehr

Inhaltsverzeichnis

  • Gut sehen – sicher ankommen
  • Sehen im Straßenverkehr
  • Sehvermögen und Sehvorsorge
  • Experten-Interview mit Prof. Dr. Dr. Bernhard Lachenmayr
  • Brillen für Kraftfahrer
  • Wussten Sie schon, dass ...?
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Zusatzinformationen

Was müssen die Augen im Straßenverkehr leisten?

  • bei Tag und Nacht scharf sehen,
  • geringe Kontraste wahrnehmen,
  • Farben unterscheiden,
  • beweglich sein für eine gute Orientierung,
  • auf Blendungen nicht überempfindlich reagieren,
  • das Umfeld rundum erfassen,
  • die Umgebung räumlich wahrnehmen,
  • schnell reagieren.

Wann Augen vom Experten überprüfen lassen?

  • Verkehrszeichen, Schilder, Personen, Fahrzeuge werden erst zu spät erkannt oder sind unscharf.
  • Andere Fahrzeuge scheinbar tauchen aus dem Nichts auf.
  • Gefahrensituationen werden nicht oder erst im letzten Moment wahrgenommen.
  • Man sieht nachts deutlich schlechter als am Tag.
  • Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge blenden besonders stark.
  • Beim Autofahren schmerzt der Kopf schmerzt oder man ist ständig müde.
  • Die Augen tränen oder schmerzen.
  • Akute Sehstörungen wie Augenflimmern, Lichtblitze, Doppelbilder treten auf.

Risiken im Straßenverkehr durch Sehschwächen

  • Verzögerte Reaktionen: Unscharfes Sehen führt zu längeren Reaktionszeiten und kann im Ernstfall Leben kosten. Bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h auf der Autobahn bedeutet eine um nur eine Sekunde verzögerte Reaktion, dass der Fahrer bzw. die Fahrerin rund 36 Meter später bremst.
  • Eingeschränkte Sicht bei Nacht: Viele Menschen leiden unter einer sogenannten Nachtmyopie, die das Fahren bei Dunkelheit besonders gefährlich macht.
  • Probleme bei Erkennen von Verkehrsschildern und Signalen: Schlechte Sehleistung beeinträchtigt die Fähigkeit, Verkehrsschilder und Ampeln rechtzeitig zu erkennen.
  • Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer: Radfahrer, Fußgänger und besonders Kinder können bei eingeschränktem Sehvermögen leicht übersehen werden.
  • Unfälle durch schlechte Sehschärfe: Durch eine schlechte Sehschärfe steigt das Risiko für Unfälle beim Überholen oder beim Linksabbiegen. Außerdem kommt es zu Unfällen durch hektische Spurwechsel auf mehrspurigen Straßen.
  • Unfälle durch Blendung: Blendung löst zwei Drittel aller ¬witterungsbedingten Verkehrsunfälle aus. Bei älteren Menschen ist das Risiko, kurzzeitig blind durch Blendung zu sein, zwei- bis dreimal so hoch wie bei jüngeren. Leidet ein Autofahrer an einer Linsentrübung (Grauem Star), dauert es sogar sechsmal so lange.