Digitales Sehen auf Bildschirmen und Displays
Digitales Sehen

Sehen auf Bildschirme und Displays

Die digitale Welt stellt die Augen vor neue Herausforderungen | Bildquelle: © Wavebreakmedia / iStockphoto.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Bildschirme und Displays ringsum und rund um die Uhr. Ignorieren hilft nicht. Die Digitalisierung hat alle Bereiche des Lebens und alle Altersklassen erreicht. Sie bestimmt Beruf, Bildung und Privatleben. Per Computer, Smartphone und Co. funktioniert vieles schneller, leichter, effizienter und auf einem neuen Spaßlevel. Neben den Annehmlichkeiten stellt der elektronische Fortschritt die Augen und den Körper vor bislang ungewohnte Aufgaben – nicht ohne Gefahren für die Gesundheit.

Digitale Seh-Welten überall und jederzeit

Ein Leben ohne Smartphone? Für 70 Prozent der Nutzer gar nicht mehr vorstellbar. Der Kreis der Smartphone-Nutzer ist riesig: Hierzulande sind das etwa 56 Millionen über 14 Jahre; schon zwei Drittel der Zehn- bis Elfjährigen besitzen einen eigenen mobilen Allrounder.

Aufwachen und draufschauen: Routine für rund 40 Prozent der Deutschen innerhalb von 15 Minuten nach dem ersten Augenaufschlag. Auch kurz vorm Schlafengehen checken ebenso viele noch App-Nachrichten, E-Mails, SMS und was das Smartphone sonst zu bieten hat.

Das Internet ist Alltag. 62,4 Millionen Menschen (90 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren) nutzen es für Information und Kommunikation, zum Surfen, Shoppen oder Spielen. Mehr als50 Millionen sind täglich online. Dabei ziehen die Ältesten und die Jüngsten im Internetkonsum besonders stark nach: Dreiviertel aller Ü60-Jährigen (2014: lediglich rund 45 Prozent) und etwa die Hälfte der Sechs- bis Siebenjährigen (2014: nur 39 Prozent) gingen 2017 regelmäßig ins Netz.

50 Mio.
Menschen in Deutschland sind täglich online.

Digitaler Konsum von Kindheit an

Digitales Sehen fängt in der Kindheit an: Digital Natives werden sie genannt, die jungen Vertreter der Generation, die schon in der digitalen Welt aufwachsen. Kids und Teens verbringen immer mehr Zeit des Tages mit dem Blick auf Bildschirme und Displays. Das heißt im Schnitt: zwei Stunden fernsehen, im Schulunterricht PC und Tablet nutzen, im Internet für die Hausaufgaben recherchieren, in der Freizeit gamen. Und wenn sonst nichts läuft, haben die Jüngsten zum Chatten, Surfen, Gamen das Smartphone bei der Hand.

Bildschirmblick am Arbeitsplatz, beim Lernen und in der Freizeit

Gut vier von fünf Beschäftigten in Deutschland sind von der Digitalisierung am Arbeitsplatz betroffen, nahezu zwei Drittel sogar in sehr hohem oder hohem Maße. In der Schule gehören Lernen per Computer und damit regelmäßige Bildschirmzeiten im Unterricht oder bei den Hausaufgaben ab der fünften Klasse meistens dazu.

Auch in der Freizeit können und wollen viele nicht die Augen von Bildschirmgeräten lassen. Über 18-Jährige sitzen hierzulande im Schnitt drei Stunden der täglichen Freizeit vor Fernseher, Computer und Co., gut jeder fünfte sogar mehr als fünf Stunden. Statt die freie Zeit in Bewegung und am besten draußen zu verbringen, füllen sie den Feierabend und die Pausen mit TV, Computer- und Videospielen sowie Gaming in virtueller Realität (VR). Zwei von fünf Deutschen ab 14 Jahren beschäftigen sich mit Videospielen und Computerspielen; Dreiviertel der Gamer bevorzugen mobile Plattformen wie Laptops oder Smartphones; 70 Prozent der VR-Anwender spielen in fiktiven Welten.

Digitales Sehen – Herausforderung für Augen und Körper

Die Augen haben sich über Jahrmillionen zu hochleistungsfähigen Sinnesorganen entwickelt. Zeit genug, um sich an die Anforderungen des Lebens anzupassen. Nun bekommen sie es im Eiltempo vermehrt mit Bildschirmen und Displays zu tun. Das wirkt wie ein Crashkurs auf die Sehorgane und belastet sie. Doch angespannt ist auch der Körper. Was sich hier oftmals infolge einer intensiven Nutzung digitaler Geräte beim Menschen bemerkbar macht, heißt bei Fachleuten Computer Vision Syndrome (CVS), Office Eye Syndrom oder digitaler Sehstress. Mit CVS-Symptomen sollen sich laut Studien bereits 70 Prozent der Computernutzer herumplagen.

Dauerhaftes Sehen im Nahbereich macht kurzsichtig

Der Blick in der digitalisierten Welt richtet sich auf größere und zunehmend kleinere Monitore, und zwar in nahen Distanzen oft stundenlang. Dazu findet die Beschäftigung mit digitalen Geräten meist in Innenräumen statt. So gönnt sich der Mensch weniger entspannte Fernsicht und weniger Tageslicht. Das gefällt den Augen nicht. Sehprobleme sind die Folge. Sie äußern sich unter anderem als brennende, gerötete, tränende oder trockene Augen.

Hinzu kommt das Risiko zunehmender Kurzsichtigkeit. Fast jeder zweite der 25- bis 29-jährigen Europäer ist kurzsichtig, unter den 65- bis 69-jährigen nur etwa jeder sechste – stellten Forscher fest. In Deutschland sind inzwischen gut zwei Drittel der jungen Menschen von dieser Sehschwäche betroffen – erklärt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).

Daneben können künstliche Effekte wie 3D, virtuelle und erweiterte Realitäten die Augengesundheit gefährden. Das reicht von Anstrengungsbeschwerden bis hin zu schweren Augenerkrankungen.

Intensive Nutzung digitaler Technik führt zu Fehlhaltungen

Den Bildschirmarbeitsplatz gibt es nicht mehr. Genauso, wie sich die Jobs nicht gleichen. Viele Beschäftigte haben es mit einem mehr oder weniger großen Monitor zu tun, andere verbringen den Arbeitstag vor Multiscreen-Anordnungen, und die nächsten arbeiten mit Minidisplays.

Es eint sie eines: Sie sitzen die meiste Zeit. Das kollidiert mit den evolutionsbedingten Abläufen im menschlichen Körper. Der mag es nicht regungslos, sondern dynamisch. Denn Bewegung bringt Leben in alle Körperzellen. Bildschirmstarrer kennen das: Nacken, Schultern und Rücken sind verspannt und schmerzen.

Sehen auf Bildschirme und Displays: Schädlich für die Augen?

Interview mit Prof. Dr. Wolf A. Lagrèze, Universitätsklinikum Freiburg, zu Risiken und Auswegen.

Gesund im digitalen Leben – Sehtests, Bildschirmbrillen und mehr

Wer die Gefahren im digitalen Alltag kennt und sie sich bewusst macht, kann selbst etwas für die Gesundheit tun. So endet der Umgang mit digitalen Geräten nicht in dauerhaften Schmerzen.

Vorsorgen durch Augenkontrollen und Sehtests

Zu einer guten Sehgesundheit gehört die Vorsorge. Alle Nutzer digitaler Geräte, insbesondere Bildschirmarbeiter, sollten ihr Sehvermögen regelmäßig kontrollieren lassen. Augenoptiker und Optometristen prüfen die Sehleistung, Augenärzte untersuchen zudem die Augengesundheit. Gehört der Blick auf Bildschirme zum Arbeitsalltag, dann ist die Augenuntersuchung in gesetzlichen Arbeitsschutzregelungen festgelegt.

Wer sein Sehvermögen schon mal selbst in Augenschein nehmen möchte, kann erste Hinweise auf Sehdefizite mithilfe von Online-Seh-Checks entdecken. Doch sie ersetzen niemals den professionellen Sehtest beim Augenoptiker oder beim Augenarzt.

Entspannter mit Bildschirmarbeitsplatzbrillen und anderen Sehhilfen

Angestrengtes Sehen auf Bildschirme und Displays, Müdigkeit, Kopfschmerzen und der Körper in Zwangshaltung – digitalen Sehstress muss man nicht tatenlos hinnehmen. Entspannung bringen Bildschirmbrillen für die tägliche Arbeit am Computer, Brillen mit leichter Nahunterstützung für den digitalen Lifestyle und spezielle Kontaktlinsen. Die Sehhilfen gibt es für alle Altersklassen und für alle Sehanforderungen. 40 Prozent der gelegentlichen Brillenträger beispielsweise nutzen ihre Brille für das Sehen auf Computerbildschirme, ergab eine Allensbach-Studie im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen.

Für die individuelle Anfertigung der Brille sorgt der Augenoptiker. Er passt die speziellen Gläser nicht nur der Sehstärke des Trägers an, sondern berücksichtigt auch die persönlichen Sehbedürfnisse in der digitalen Welt.

Wird die Computerbrille für den Job gebraucht, gibt es Zuschuss vom Arbeitgeber. Das ist gesetzlich festgelegt. Voraussetzung: Arbeitsmediziner oder Betriebsmediziner, gegebenenfalls Augenarzt oder Augenoptiker, haben die Notwendigkeit bescheinigt.

Computerarbeitsplatz gesund gestalten

Mehr als der Hälfte der Beschäftigten hierzulande nutzt Computer und andere digitale Bildschirmgeräte immer bei der Arbeit, gut jeder Sechste tut es oft. Umso wichtiger ist es, den Bildschirmarbeitsplatz optimal einzurichten. Das beugt Beschwerden vor, erhält die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit. Hierbei stehen nicht nur Art und Anordnung von Computermonitor und Mobiliar im Fokus, sondern auch Faktoren wie Licht und Luft.

Fit bleiben im digitalen Alltag

Dauerdienst vor Bildschirmen und Displays fordert den ganzen Menschen. Augenübungen, Bewegung für müde Muskeln und digitale Pausen etwa helfen, die einseitigen Belastungen für die Augen und den Körper auszugleichen. Das gilt nicht nur heute, sondern noch mehr in der Zukunft. Denn die Digitalisierung nimmt immer mehr Fahrt auf.

Digitale Zukunft – Trends in Schule, Beruf, Alltag

Wussten Sie schon, dass Forscher smarte Kontaktlinsen entwickeln wollen, die beispielsweise den Zuckerspiegel von Diabetikern messen? Oder dass Unternehmen in Virtueller Realität (Virtual Reality, VR) und Erweiterter Realität (Augmented Reality, AR) ein riesiges Potenzial sehen, um ihren Kunden fiktiv die neuesten Produkte zu präsentieren? Und dass deutsche Unternehmen im Jahr 2020 für VR- und AR-Lösungen mehr als 840 Millionen Euro ausgeben werden?

Digitaler Unterricht

AR für die Schule gibt es schon: etwa als Apps, die per Smartphone oder Tablet das analoge Schulbuch digital ergänzen – zum Beispiel mit 3D-Elementen, Videos oder interaktiven Aufgaben. Damit alle mitmachen und mithalten können, soll digitales Lernen der Schlüssel sein. Der Plan: Bis zum Jahr 2021 haben jede Schülerin und jeder Schüler eine digitale Lernumgebung und einen Internetzugang. Also schon bei den Jüngsten wird digitales Sehen immer intensiver.

Digitaler Arbeitsplatz

Arbeiten ohne Informations- und Kommunikationstechnologien? Fast unmöglich. Das zeigt die Statistik: Nahezu jedes Unternehmen setzte im Jahr 2017 Computer (94 Prozent) ein und hatte einen Internetzugang (93 Prozent). Im Jahr 2010 gab es in Deutschlands Büros und Arbeitszimmern26,5 Millionen PCs und andere Computer; im Jahr 2020 sollen es laut Prognose 37,5 Millionen sein.

Piloten und Chirurgen trainieren mit VR-Technik für den Echtfall. Cinematic Rendering liefert Medizinern beste dreidimensionale Bilder des menschlichen Körpers bis in seine feinen Strukturen und erlaubt mit Augmented-Reality-Technik die Projektion der Bilder auf den Körper.

Digitaler Alltag

Immer besser, vielseitiger, präsenter: das Smartphone. Doch mit dem Computer im Hosentaschenformat geht noch mehr: biometrische User-Erkennung, flexibles Display, Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Funktionen serienmäßig, künstliche Intelligenz, integrierte Laser, Sprachsteuerung … Das Smartphone der Zukunft wird den digitalen Lifestyle beherrschen.

Digitales Sehen gehört zum Heute und wird im Morgen noch selbstverständlicher sein. Den Fortschritt in vollen Zügen genießen – mit einem guten Sehvermögen und körperlicher Fitness gelingt es. Achten Sie auf sich!