Digitales Sehen: Vorsorge gegen Sehstress
Digitales Sehen

Vorsorge gegen digitalen Sehstress

Regelmäßige Kontrollen gegen digitalen Sehstress | Bildquelle: © Peopleimages / iStockphoto.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Die Augen sind die Hauptakteure bei der Nutzung von Bildschirmgeräten. Sei es der Computer am Arbeitsplatz oder das Smartphone als – meist unverzichtbarer – Dauerbegleiter durch den Tag.

Gutes Sehen gewährleistet auch in der Zeit der digitalen Herausforderungen Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Wer nur mit Mühe das Monitor-Bild oder die Display-Anzeige erkennen kann, bekommt das schmerzhaft zu spüren. Da brennen, tränen oder jucken die Augen, sie werden trocken oder lichtempfindlich, es flimmert oder verschwimmt, der Kopf schmerzt. Da bekommt es der Körper mit Fehlhaltungen und schließlich mit Nacken- und Rückenproblemen zu tun, weil der Nutzer digitaler Geräte seinen Blick unter Anstrengung auf den Bildschirm lenkt.

Um die digitalen Vorzüge entspannt zu erleben und sich vor digitalem Sehstress zu schützen, muss auf die Augen Verlass sein und das Sehen gut funktionieren. Deshalb hat die Kontrolle der Augen und des Sehvermögens höchste Priorität für alle User von Bildschirmen und Displays.

Professionelle Untersuchung der Augen und des Sehvermögens

Nicht nur Bildschirmarbeiter, sondern jeder, der digitale Technik anwendet, sollte die regelmäßige Prüfung der Augengesundheit und der Sehleistung fest in seinem Terminkalender eintragen.

Augenvorsorge für Bildschirmarbeiter

Hier hat der Gesetzgeber Regelungen getroffen. In der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge heißt es im Anhang Teil 4 unter „Sonstige Tätigkeiten“:

„(2) Angebotsvorsorge bei:
1.Tätigkeiten an Bildschirmgeräten
Die Angebotsvorsorge enthält das Angebot auf eine angemessene Untersuchung der Augen und des Sehvermögens. Erweist sich auf Grund der Angebotsvorsorge eine augenärztliche Untersuchung als erforderlich, so ist diese zu ermöglichen … “

Im Klartext heißt das: Wer berufsbedingt viel an Bildschirmgeräten arbeitet, dem muss der Arbeitgeber regelmäßige Augenkontrollen anbieten. Sie werden von einem Arzt für Arbeitsmedizin oder einem Arzt für Betriebsmedizin durchgeführt. Dabei werden die Sehschärfe in der Nähe und in der Ferne geprüft, ebenso das zentrale Gesichtsfeld und das Farbensehen. Einen Sehtest dürfen auch Augenoptiker oder Optometristen durchführen. Für die Diagnose von Augenerkrankungen und für ihre Behandlung sind allerdings die Augenärzte zuständig.

Angebot hört sich nach freiwillig an. Allerdings nicht für den Arbeitgeber: Er muss es unterbreiten. Der Arbeitnehmer braucht es nicht anzunehmen, und die Ablehnung darf ihm keine Nachteile im Job bringen. Doch wer möchte schon mit angestrengtem Blick, damit weniger leistungsfähig und im Endeffekt demotiviert seine Arbeit erledigen? Daher sei allen Bildschirmarbeitern diese Offerte einer regelmäßigen Untersuchung der Augen und des Sehvermögens auf Kosten des Arbeitgebers beziehungsweise der Krankenkasse ans Herz gelegt.

Selbst wenn dabei Sehschwächen aufgedeckt werden, lässt sich in den meisten Fällen schnell und unkompliziert Abhilfe schaffen – mit Korrektionsbrillen oder Kontaktlinsen. Sollte die Bildschirmarbeit Auslöser von Augenbeschwerden sein, kommt eine Bildschirmbrille vor die Augen. Sie sorgt für optimales Sehen beim Blick auf Monitore und Displays, denn sie ist speziell auf die Sehbedingungen am Computerarbeitsplatz abgestimmt. Da eine solche Computerbrille als persönliche Schutzausrüstung bei der Arbeit gilt, hat der Arbeitgeber per Gesetz mindestens einen Teil der Kosten zu tragen.

Rechtliche Grundlagen zum Thema Bildschirmarbeitsplatzbrille

Weitere Informationen zu den gesetzlichen Grundlagen erhalten Sie beim Spitzenverband „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V.“ (DGUV)
www.dguv.de

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Regelmäßige Prüfung des Sehvermögens für alle

Was für das Sehen ohne digitale Geräte gilt, trifft genauso in der Seh-Welt mit Smartphone, Tablet, PC & Co. zu: Jeder sollte unabhängig vom Alter seine Sehkraft regelmäßig prüfen lassen. Denn nur so macht auch die Nutzung digitaler Geräte auf Dauer Spaß – und ist eine echte Unterstützung in Alltag und Beruf.

Die Vorsorge-Faustregel:

1x im Jahr
So oft sollten Menschen ab dem 60. Lebensjahr ihre Augen untersuchen lassen.

Untersuchung bei Sehproblemen

Anzeichen für Sehschwächen sowie plötzlich auftretende Sehstörungen sind grundsätzlich Anlass, einen Augenoptiker, Optometristen oder Augenarzt aufzusuchen. Nur die professionelle Augenkontrolle deckt auf, was wirklich dahintersteckt.

Anzeichen für Sehprobleme bei Erwachsenen:

  • Angestrengter Blick auf Bildschirme und Displays
  • Geringer Augenabstand beim Sehen auf Monitore sowie beim Schreiben und Lesen
  • Unscharfes Sehen
  • Schlechte Wahrnehmung von Schrift, Bildern, Personen und Gegenständen
  • Schmerzende, tränende, juckende, gerötete Augen
  • Augenflimmern, Lichtblitze, Doppelbilder

Anzeichen für Sehprobleme bei Kindern und Jugendlichen:

  • Wiederholtes Blinzeln, Augenreiben, Stirnrunzeln
  • Geringer Augenabstand zu Buch, Heft, Fernseher, Display, Computerbildschirm
  • Probleme beim Schreiben und Lesen
  • Plötzlich abfallende Leistungen und schlechtere Noten in der Schule
  • Ungeschicklichkeit

Siehe Anzeichen für Sehprobleme bei Kindern und Jugendlichen.

Sehtests

Bei Zweifeln an der eigenen Sehfähigkeit kann jeder mit einfachen Tests bereits erste Hinweise auf eine mögliche Sehschwäche erhalten. Das ist kostenlos, tut nicht weh, lässt sich am Computer zu Hause oder auch online erledigen. Online-Sehchecks gibt es für Erwachsene und für Kinder. Sie liefern erste Anhaltspunkte für Sehdefizite, etwa Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Farbsehschwäche oder Makula-Störung.

Wichtiger Hinweis: Diese Sehchecks ersetzen nicht die professionelle Prüfung der Augen und des Sehvermögens durch einen Augenarzt oder Augenoptiker.