Brille auf Rezept
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Brille auf Rezept – wann zahlt wer?

Brille auf Rezept – wann muss wer genau zahlen? Tipps bei uns! | © PeopleImages / iStockphoto.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Eine Brille auf Rezept gibt es nur selten. Ganz bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Brille übernehmen. Allerdings zahlen sie auch dann lediglich einen festgesetzten Anteil. Im Folgenden erfahren Sie, ab wann eine Brille auf Rezept möglich ist.

Brille auf Rezept – ab wann zahlt die Krankenkasse?

Seit 2017 können wieder mehr Brillenträger auf eine anteilige Übernahme der Brillenkosten durch die gesetzliche Krankenkasse hoffen. Zuvor galt dies nur für Kinder, Jugendliche und schwer Sehbehinderte. Jedoch ist es immer noch lediglich ein Bruchteil aller Brillenträger, der eine Brille auf Rezept erhalten kann. Erst bei einer starken Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit von mehr als sechs Dioptrien oder bei einer Hornhautverkrümmung von mehr als vier Dioptrien ist ein Zuschuss durch die gesetzlichen Krankenkassen für Erwachsene möglich. Hinzu kommen Menschen, deren Sehfähigkeit selbst mit Brille oder Kontaktlinsen maximal 30 Prozent beträgt. In manchen Fällen kann eine Kostenübernahme noch erfolgen, wenn aufgrund einer Augenerkrankung oder einer Verletzung eine spezielle Brille medizinisch notwendig ist. Das Rezept kann allerdings nur ein Arzt ausstellen, ein Optiker kann dies nicht. Wer keine Chance auf eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse hat, kann entweder eine private Brillenzusatzversicherung abschließen oder womöglich einen Teil der Kosten mit der Steuererklärung zurückbekommen.

Dafür kommt die Krankenkasse nicht auf

Allerdings bedeutet es weder bei Erwachsenen noch bei Kindern und Jugendlichen, dass eine Brille auf Rezept kostenlos ist. Das Rezept und somit die Kostenübernahme beinhaltet nur die Brillengläser. Die Kosten für das Brillengestell übernimmt die Krankenkasse nicht. Zudem bezahlt die Krankenkasse lediglich bestimmte Festbeträge für die Gläser. Je nach Sehstärke und Art des Brillenglases liegt der Festbetrag zwischen 10 und 112 Euro pro Glas. Wenn Ihre Brillengläser etwa aufgrund von Entspiegelung, Härtung der Gläser oder Gleitsichtbereich den Festbetrag überschreiten, müssen Sie die Mehrkosten selbst finanzieren. Außerdem fällt für Erwachsene noch die gesetzliche Zuzahlung von 5 bis 10 Euro an. Die Krankenkasse beteiligt sich jedoch ausschließlich dann an den Kosten der Gläser, wenn erstmals eine Brille benötigt wird oder sich die Korrektionswerte um mindestens 0,5 Dioptrien verändern. Für die Gläser einer Zweitbrille kommt die gesetzliche Krankenkasse nicht auf.

    Überblick: wann bekommt man eine Brille auf Rezept?

    Folgende Personengruppen erfüllen die Voraussetzungen für eine Brille auf Rezept:

    • Erwachsene mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit von mehr als 6 Dioptrien
    • Erwachsene mit einer Hornhautverkrümmung von mehr als 4 Dioptrien
    • Erwachsene mit einer maximalen Sehfähigkeit von 30 Prozent mit Sehhilfe
    • Erwachsene mit bestimmten Augenerkrankungen
    • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

    Brille auf Rezept für Kinder

    Immerhin ist eine Brille für Kinder auf Rezept weiterhin eher die Regel als die Ausnahme. So erhalten Kinder unter 14 Jahren eine Brille auf Rezept, wenn sich ihre Sehkraft ohne Sehhilfe nach ärztlicher Einschätzung verschlechtern würde. Kinder bekommen also üblicherweise immer ihre Brille auf Rezept, da unkorrigierte Sehfehler die Entwicklung des Sehvermögens beeinträchtigen. Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren erhalten aber ebenfalls eine Unterstützung durch die Krankenkasse, wenn ein Augenarzt die Notwendigkeit einer Sehhilfe bescheinigt. Benötigen Jugendliche in dem Alter nach der ersten Verordnung neue Brillengläser aufgrund veränderter Korrektionswerte, können sie sogar direkt zum Optiker gehen. Ein ärztliches Rezept ist in dem Fall für eine Kostenübernahme nicht erforderlich. Kinder unter 14 Jahren müssen hingegen immer erst zum Augenarzt, wenn sich die Korrektionswerte ändern. Bis zur Vollendung der allgemeinen Schulpflicht ist es zudem möglich, die Gläser für eine Sportbrille von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen.

    Brille auf Rezept für Kinder - Schritt für Schritt | Bildquelle:© Imgorthand / iStockphoto.comBrille für Kinder

    Arbeitsplatzbrille – das bezahlt der Arbeitgeber

    Für die Kostenübernahme einer Arbeitsplatzbrille ist die Krankenkasse nicht zuständig. Dafür kommen aber viele Arbeitgeber für die Kosten anteilig oder sogar vollständig auf. Eine Arbeitsplatzbrille kann sinnvoll sein, wenn etwa aufgrund einer Alterssichtigkeit das scharfe Sehen auf unterschiedlicher Distanz zunehmend schwerfällt oder die Augen schnell ermüden. Vor allem bei der Bildschirmarbeit muss der Blick oft vom Bildschirm zur Tastatur oder zu Unterlagen auf dem Schreibtisch hin und her wandern. Gerade für die Distanz zum Bildschirm sind Alltagssehhilfen wie Lesebrille oder Gleitsichtbrille jedoch meistens nicht optimal ausgerichtet, sodass eine spezielle Arbeitsplatzbrille dies ausgleichen sollte. Mit einer entsprechenden ärztlichen Verordnung haben Sie einen arbeitsschutzrechtlichen Anspruch darauf, dass Ihr Arbeitgeber Ihnen eine Arbeitsplatzbrille finanziert. Allerdings muss er nicht unbedingt die gesamten Kosten erstatten.

    Gibt es auch Kontaktlinsen auf Rezept?

    Nur in seltenen Fällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für Kontaktlinsen. Dazu muss ein Augenarzt feststellen, dass diese medizinisch notwendig sind. Lassen sich beispielsweise starke oder komplizierte Sehfehler mit Kontaktlinsen deutlich besser korrigieren als mit einer Brille, sind Kontaktlinsen auf Rezept möglich. Private Krankenkassen kommen je nach Tarif auch darüber hinaus für Kontaktlinsen auf. Gesetzlich Versicherte können eine entsprechende private Zusatzversicherung abschließen. Die Kosten für die Pflegemittel müssen Kontaktlinsenträger jedoch immer selbst tragen.

    Brille auf Rezept in 4 Schritten:

    Für eine Übernahme der Brillenkosten benötigen Sie keine vorherige Bewilligung Ihrer Krankenkasse. Aber Sie müssen zuerst einen Augenarzt aufsuchen, bevor Sie sich eine Brille von Ihrem Optiker anpassen lassen. Nachträglich können Sie eine Rechnung vom Augenoptiker nämlich nicht bei Ihrer Krankenkasse einreichen, um noch Kosten erstattet zu bekommen. Beachten Sie deshalb folgende Schritte für Ihre Brille auf Rezept:

    1. Gehen Sie zum Augenarzt, um einen Sehtest zu machen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Sind die Bedingungen erfüllt, stellt Ihnen der Augenarzt ein Brillenrezept aus. Achten Sie darauf, dass dies kein Privatrezept ist. Liegt diese initiale Erstverordnung vor, können danach alle Folgeverordnungen durch den Augenoptiker erfolgen.
    2. Mit dem Brillenrezept gehen Sie zum Optiker und lassen sich eine Brille anpassen.
    3. Der Augenoptiker bespricht mit Ihnen, welche Kosten Sie trotz Rezept noch selbst übernehmen müssen. Die Abrechnung mit der Krankenkasse erfolgt direkt durch den Optiker.
    4. Sie bezahlen den Restbetrag und erhalten Ihre neue Brille, sobald diese fertig ist. Sie müssen also nicht in Vorleistung gehen.