Richtig sehen lernen
Sehen ist wie Hören, Laufen und Sprechen angeboren. Es will aber ebenso wie die anderen Fähigkeiten des Menschen erst gelernt sein. Monat für Monat trainieren die jungen Augen. Sie gehören zu den ersten Organen, die sich im Mutterleib ausbilden. Bereits im zweiten Drittel der Schwangerschaft nimmt der Fötus Lichtunterschiede wahr. Nach der Geburt entwickelt sich die Sehkraft rasant. Dabei steckt besonders das erste Lebensjahr voller Seh-Erfolge: In keinem anderen Lebensabschnitt lernen Kinderaugen so viel. Die volle Sehleistung erreicht ein Kind, wenn es schon zur Schule geht.
Die Etappen zum richtigen Sehen
- 1. Monat Das Neugeborene unterscheidet Hell-Dunkel-Kontraste, kann aber noch nicht scharf sehen.
- 2. Monat Das Baby blinzelt bei hellem Licht. Es nimmt Umrisse eines Gesichts und grobe Muster wahr.
- 3. bis 4. Monat Das Kleine macht die ersten Schritte zum räumlichen Sehen. Es fixiert und verfolgt Gegenstände mit den Augen, nach denen es auch greift.
- 5. Monat Nun schaut das Baby seine Eltern ganz genau an. Wenn es sie sieht, lächelt es sie an. Schleichen sich Mama oder Papa aber davon, gibt es lautstarken Protest.
- 6. Monat Das Kind fixiert mit den Augen Gegenstände immer besser und streckt die Hände danach aus.
- 7. bis 8. Monat Es ist die Zeit großer Seh-Fortschritte. Das Baby erkennt Dinge außerhalb seiner Reichweite, greift gezielt nach ihnen, dreht und wendet sie. Es nimmt interessiert die Umgebung wahr. Das Kind kann schon Feinheiten wie Augen, Nase, Mund, bekannte und fremde Gesichter unterscheiden. Jetzt hat der kleine Mensch etwa ein Drittel der Sehschärfe eines Erwachsenen erreicht.
- 9. Monat Das Baby geht mit den Augen auf Entdeckungstour und erforscht die Dinge erst einmal mit intensivem Blick. Es kann auch schon kleinere Dinge genau erkennen. Mit Daumen und Zeigefinger pickt es sie präzise auf.
- 10. bis 12. Monat Jetzt interessieren das Kind farbige Sachen, die es besonders fixiert. Auf Fragen wie „Wo ist Mama?“ oder „Wo ist Papa?“ wendet es den Kopf und sucht nach der Person. Es gibt anderen Personen ganz gezielt Gegenstände in die Hand. Im Alter von einem Jahr erreichen Kinderaugen die Hälfte der Sehschärfe, wie sie Erwachsene haben.
- 1 bis 3 Jahre Beide Augen spielen immer besser zusammen. So prägt sich das räumliche Sehen weiter aus. Es ist wichtig, um sich in der Umgebung zurechtzufinden, um Nähe und Ferne richtig wahrzunehmen.
- Bis 5 Jahre Die Kinder können immer schärfer sehen. Sie erreichen nahezu die Sehschärfe, wie sie sie als Erwachsener haben werden.
- 6 bis 8 Jahre In dieser Zeit bekommt die Fähigkeit des räumlichen Sehens den feinen Schliff.
- 9 Jahre Nun kann das Kind genauso gut räumlich sehen wie ein Erwachsener. Doch das Gesichtsfeld – also der Bereich, den man ohne Bewegung der Augen und des Kopfes mit einem Mal überschauen kann – ist gegenüber dem eines Erwachsenen seitlich noch um etwa ein Drittel eingeschränkt.
- 10 bis 12 Jahre Ziel erreicht: Sehschärfe und räumliches Sehen sind voll entwickelt. Jetzt hat das Kind auch das Gesichtsfeld eines Erwachsenen.
Störungen der Seh-Entwicklung
Baufehler der Augen und Defizite des Sehvermögens können die Entwicklung des Sehens und damit auch die gesamte kindliche Entwicklung empfindlich stören. Wenn die Sehstörungen frühzeitig entdeckt werden, unterstützen Brillen oder Kontaktlinsen als Trainingsgeräte die Entwicklung des Sehens.
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Sehprobleme bei Kindern entdecken
Schon Auffälligkeiten im Verhalten von Babys, Kleinkindern und Schulkindern können Anzeichen für Sehprobleme sein. Die Kinder sind auf jeden Fall bei den gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) vorzustellen, bei denen die Kinderärzte auch die Seh-Entwicklung prüfen. Diese Untersuchungen reichen aber oft nicht aus, um Augen- und Sehfehler genau festzustellen. Um frühzeitig zu erkennen, sind die Kleinen spätestens nach dem zweiten Geburtstag augenärztlich und orthoptisch (Orthoptik) zu untersuchen.
Seh-Checks mit Kindern durchführen
Auch Seh-Checks, die sich zu Hause, in Kita und Schule oder spielerisch online durchführen lassen, können erste Hinweise auf Sehprobleme geben. Bei diesen Checks lassen sich allerdings lediglich starke Abweichungen der Sehleistung feststellen. Nur frühzeitige augenärztliche und orthoptische Untersuchungen beugen dauerhaften Seheinbußen vor.
* Hinweis: Da Sehschwächen bei Kindern schwer zu erkennen sind, ist auch bei bestandenen Online-Sehtests die regelmäßige Vorstellung des Kindes bei einem Augenarzt oder bei einem Optometristen so wichtig. Sie sollten vorzugsweise auf das kindliche Sehen spezialisiert sein.