Abhilfe bei Sehproblemen an digitalen Geräten
Digitales Sehen

Abhilfe bei Sehproblemen an digitalen Geräten

Der digitale Lifestyle verlangt den Augen einiges ab | Bildquelle: © Pixabay / Pexels.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Ein Leben ohne digitale Medien? Nicht mehr vorstellbar. Ein Tag ohne Bildschirm-Blick? Findet kaum noch statt. Digitale Seh-Welten rundherum und jederzeit. Das fordert den Augen so einiges ab. Damit sie fit und scharfsichtig ihre Aufgaben erfüllen können, gibt es spezielle Sehhilfen für unterschiedliche Anforderungen und unterschiedliche Altersklassen: Bildschirmbrillen, auch als Computerbrillen oder Bildschirmarbeitsplatzbrillen bezeichnet, Brillen mit leichter Nahunterstützung für Smartphone, Tablet & Co., Brillengläser mit blaulichtreduzierender Entspiegelung sowie Kontaktlinsen für unbeschwertes Sehen auf Monitore und Displays.

Sehhilfen am Computerarbeitsplatz

Eine Bildschirmbrille ist die entspannende Option, wo Lesebrille und Gleitsichtbrille für den Alltag nicht mehr den nötigen Sehkomfort bieten können. Denn sie ermöglicht beschwerdefreies, scharfes Sehen genau in den Entfernungen, wie sie am Computerarbeitsplatz vorherrschen.

Lesebrille, Gleitsichtbrille, Bildschirmbrille – die Unterschiede

Eine Lesebrille benötigen viele Menschen zwischen 40 und 50 Jahren, wenn die Alterssichtigkeit (Presbyopie) einsetzt. Die Gläser erlauben das scharfe Sehen in recht nahen Distanzen, also ins Buch oder in die Zeitung. Was aber der Bildschirm anzeigt, bleibt im Wortsinne schleierhaft. Versuche, mit der Lesebrille auf dem Monitor klar zu sehen, münden früher oder später in Augenproblemen, aber auch in Kopfschmerzen, Nackenschmerzen oder Rückenschmerzen. Die Ursache: Der Computernutzer muss an das Gerät herankriechen, legt den Kopf vielleicht noch in den Nacken – und schon ist die Fehlhaltung perfekt. Das ist auf Dauer anstrengend und ein echtes Gesundheitsrisiko.

Ab 40 Jahren
Die meisten Menschen benötigen zwischen 40 - 50 Jahren eine Lesebrille

Eine Gleitsichtbrille für den Alltag, auch Universalgleitsichtbrille genannt, ist ein Allrounder in Sachen Seh-Fälle. Sie kommt vor allem für Alterssichtige (Presbyope) infrage. Die Brillengläser sind auf mehrere Sehentfernungen ausgelegt: vom Nahbereich zwischen 30 und 40 Zentimetern bis in die unendliche Ferne. Das klingt zwar nach Monitor-Eignung, ist es aber nicht. Der Bereich im Brillenglas, der das scharfe und entspannte Sehen auf den Bildschirm ermöglichen soll, fällt in einer normalen Gleitsichtbrille verhältnismäßig schmal aus. Um Text, Grafiken und Bilder auf dem Bildschirm einigermaßen scharf zu sehen, schaut der Brillenträger unten durch den schmalen Nahbereich des Brillenglases. Was er lesen und anschauen möchte, befindet sich aber nicht unten auf der Schreibtischfläche, sondern geradeaus vor ihm auf dem Monitor in etwa 50 bis 100 Zentimeter Abstand. Damit der Blick irgendwie einigermaßen glückt, muss das Kinn angehoben, der Kopf in den Nacken gelegt und der Rücken in eine unnatürliche Position gebracht werden – das Startsignal für schmerzhafte Muskelverspannungen.

Eine Bildschirmbrille (Bildschirmarbeitsplatzbrille, Computerbrille) sorgt für den nötigen Sehkomfort in den mittleren und nahen Sehabständen. Davon profitieren vor allem Alterssichtige, also Bildschirmnutzer ab etwa 40 Jahren: Ihre Sehleistung nimmt aufgrund der geringer werdenden Elastizität der Augenlinse ab, das Einstellen auf unterschiedliche Sehabstände fehlt schwerer. Bei einem ergonomisch gut eingerichteten Computerplatz steht der Monitor in einer Distanz von 50 bis 100 Zentimetern geradeaus vor dem Benutzer. Und genau darauf ist die Bildschirmbrille spezialisiert. Bei dieser besonderen Ausführung einer Gleitsichtbrille wird der größte Teil in der Mitte der Brillengläser dem Sehabstand zum Monitor eingeräumt. So lässt sich der komplette Bildschirminhalt ohne Verrenkungen scharf überblicken. Unten in den Gläsern gibt es einen kleineren Bereich für das Nahsehen auf Tastatur und Manuskripte, oben außerdem eine kleinere Zone für das scharfe Sehen in eine begrenzte Ferne, etwa bis zum Kalender an der Wand oder bis zum Gesprächspartner gegenüber.

Anfertigung der speziellen Computer-Sehhilfe

Für die Anfertigung einer Bildschirmbrille ist der Profi zuständig. Also führt der Weg zum Augenoptiker. Er passt die Brillengläser in ihrer Stärke nach den persönlichen Dioptrien-Werten an. Genauso bezieht er die individuellen Bedingungen am Computerarbeitsplatz mit ein. Gut vorbereitet ist, wer vor dem Augenoptiker-Besuch mit dem Maßband seinen ganz eigenen Sehabstand zu Bildschirm, Tastatur, Manuskript, Bürotür und Wandkalender ermittelt hat.

Zuschuss vom Arbeitgeber

Gute Nachricht für alle, die eine Bildschirmbrille für ihre Arbeit benötigen: Per Gesetz hat der Arbeitgeber zumindest einen Teil der Kosten für die spezielle Sehhilfe zu übernehmen. Dafür muss ein Arbeitsmediziner/Betriebsmediziner, gegebenenfalls auch ein Augenarzt oder ein Augenoptiker bescheinigen, dass die normale Sehhilfe für die Tätigkeit an Bildschirmgeräten nicht geeignet und eine spezielle Sehhilfe notwendig ist.

Sehen auf Bildschirme und Displays: Schädlich für die Augen?

Interview mit Prof. Dr. Wolf A. Lagrèze, Universitätsklinikum Freiburg, zu Risiken und Auswegen.

Sehhilfen für den digitalen Lifestyle

Damit der Blick auf Smartphones, Phablets, Tablets entspannter ist, gibt es Brillen mit leichter Nahunterstützung (Low Addpower). Davon können vor allem die noch nicht alterssichtigen unter 40-Jährigen profitieren, die zur Gruppe der Intensivnutzer der digitalen Alltagsbegleiter zählen. Die Brillengläser sind an die recht nahen Sehabstände zu den Displays angepasst. Damit lässt sich Augenstress mindern.

Kontaktlinsen für entspanntes Sehen auf Bildschirme

Heute erleichtern auch Kontaktlinsen die Blickwechsel zwischen nah und fern, also zwischen Bildschirm und Umgebung. Sie können Feuchtigkeit binden und damit trockene Augen mindern. Trotzdem sollten Kontaktlinsenträger darauf achten, dass die Augen gut benetzt sind. Spezielle Augentropfen und Sprays beugen trockenen Augen vor.