Sehtest für Kinder
Wann sollten Kinder zum Sehtest?
Eine obligatorische Untersuchung beim Augenarzt ist für Kinder in Deutschland nicht vorgeschrieben. Allerdings prüfen Kinderärzte im Rahmen der U-Untersuchungen sowie der Schuleingangsuntersuchung (kurz: S1 oder SEU) regelmäßig das Sehvermögen und die Augen des Nachwuchses auf eventuelle Sehprobleme und Krankheiten. Eine Untersuchung der Sehschärfe erfolgt erstmals während der U7a-Untersuchung zwischen dem 34. und 36. Monat anhand von Sehtafeln. Wissenschaftler raten den Eltern jedoch, die Augen ihrer Kinder spätestens bis zum 3. Lebensjahr von einem Augenarzt untersuchen und testen zu lassen – bei Auffälligkeiten unverzüglich. Denn jedes zehnte Kind in Deutschland sieht schlecht, knapp zwei Drittel der Sehschwächen bleiben lange unentdeckt. Mehr über die besonderen Sehschwächen und Sehtests bei Kindern lesen Sie im Abschnitt Sehtests für Kinder.
Babys und Kleinkinder im Alter bis zu 3 Jahren
Kinder müssen das Sehen erst lernen. Fatal: Wenn Kinder Sehdefizite aufweisen, merken sie es nicht, weil sie keinen Vergleich haben, wie richtiges Sehen
wäre. Zudem können sie sich in diesem Alter kaum ausdrücken. Und: Schlecht sehen tut ja nicht weh.
Umso wichtiger ist der Sehtest beim Augenarzt, auch wenn der Kinderarzt während der U-Untersuchungen keine Auffälligkeiten festgestellt hat. So können Sehprobleme wie starke Weitsichtigkeit, beginnende Kurzsichtigkeit, unterschiedliche Fehlsichtigkeit beider Augen, Linsentrübung oder kleinwinkliges Schielen zuverlässig erkannt und später unheilbare Sehentwicklungsstörungen vermieden werden.
Anzeichen für Sehprobleme bei Babys und Kleinkindern:
- Augenzittern, Schielen (auch, wenn es nur zeitweilig auftritt)
- Getrübte Hornhaut, hängendes Augenlid
- Auffallend große oder ständig verklebte und tränende Augen
- Ständiges Reiben mit den Fingern an den Augen
- Lichtscheue oder keine Reaktion auf Licht
- Verdrehen der Augen, ohne etwas anzuschauen, Grimassenschneiden
- Vorbeigreifen an Gegenständen, Tollpatschigkeit, Balancestörungen
- Große starre Pupillen auch bei Lichteinfall, weißliche Pupillen oder gelbliches Aufleuchten der Pupille bei direkt einfallendem Licht
Ansprechpartner: Kinderarzt, Augenarzt.
Empfehlung: Jedes Kleinkind sollte bis zum 3. Lebensjahr zum Check beim Augenarzt gewesen sein. Das gilt besonders, wenn in der Familie Schielen oder starke Fehlsichtigkeiten bekannt sind.
Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren
Aus Kita- werden Vorschulkinder. Sie malen, toben, lernen sprechen und üben sich schon mal mit Online-Spielen. Alles top, solange Ball und Puzzle-Teile gut gesehen werden und die kleinen Augen nicht in der digitalen Welt versinken.
Für beste Lernbedingungen der künftigen ABC-Schützen braucht es gesunde, gut sehende Augen.
Anzeichen für Sehprobleme bei Kindern:
- Deutliche Auffälligkeiten wie Sprachentwicklungsstörungen
- Sehr ruhige, zurückgezogene, aber auch unbändige, wilde Kinder
- Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen
- Ständiges Augenreiben, Stirnrunzeln und Blinzeln
- Schnelles Ermüden beim Basteln und Malen
- Häufiges Stolpern, Anstoßen an Möbeln und Balancestörungen
- Probleme beim Ballfangen
- Lichtempfindlichkeit
- Sehprobleme bei Dämmerung und Dunkelheit
Ansprechpartner: Kinderarzt, Augenarzt
Empfehlung: Vor Schuleintritt bringt neben der obligatorischen S1-Untersuchung ein Check beim Augenarzt Sicherheit. Noch früher empfiehlt sich eine Untersuchung, wenn die Kinder durch Sehprobleme der Eltern (zum Beispiel starke Kurzsichtigkeit oder Schielen) erblich vorbelastet sind.
Schulkinder im Alter von 6 bis 18 Jahren
Die Schule beginnt. Willkommen in der Generation Kurzsichtig
. Wer jetzt schlecht sieht, riskiert schlechte Noten. Die Kurzsichtigkeit entsteht meist zwischen dem 7. und 20. Lebensjahr.
Ohne richtige Brille oder Kontaktlinsen geht dann in der Schule gar nichts mehr. Auf dem Schulweg kann eine unentdeckte Kurzsichtigkeit sogar lebensgefährlich sein.
Anzeichen für Sehprobleme bei Schulkindern:
- Schrift auf der Schultafel nicht gut erkennbar (Kurzsichtigkeit)
- Auffälliges Schriftbild wie tanzende Zahlen oder unterschiedliche Wortabstände
- Fehlerhaftes, langsames oder flüchtiges Lesen
- Keine Lust zum Lesen
- Verrutschen in der Textzeile beim Lesen
- Geringer Augenabstand zu Buch, Display und Tablet-PC
- Häufiges Stolpern, Anstoßen an Möbeln und Balancestörungen
- Probleme beim Ballfangen
- Lichtempfindlichkeit
- Sehprobleme bei Dämmerung und Dunkelheit
- Rückzug aus der Gemeinschaft
- Kind will immer draußen spielen (Weitsichtigkeit)
- Kind will immer drinnen sein (Kurzsichtigkeit)
Ansprechpartner: Kinderarzt, Augenarzt, Optometrist, Augenoptiker. Fehlsichtige Kinder, die eine Brille brauchen, sollten zusätzlich mindestens einmal von einem Augenarzt untersucht werden.
Empfehlung: Spätestens mit dem Schulstart sollte ein regelmäßiger Sehtest im Terminkalender stehen: bei kurzsichtigen Kindern oder Auffälligkeiten jährlich, bei Normalsichtigen alle 3 Jahre.
Sehtests für Kinder
Suse trödelt immerzu, Annalena zappelt unentwegt und Max mag nicht gern lesen. Hinter vielen Auffälligkeiten bei Kindern stecken Baufehler der Augen, Defizite des Sehvermögens, aber auch Augenkrankheiten. Sie festzustellen ist vor allem bei Babys und Kleinkindern nicht einfach. Kinder können sich anfangs kaum ausdrücken und nicht einschätzen, was es heißt, gut zu sehen. Sie müssen das Sehen ja auch erst lernen. Experten gehen davon aus, dass sich die Sehfähigkeit in den ersten fünf Jahren entwickelt.
Umso wichtiger ist es, dass Eltern und Kinderärzte erste Anzeichen für Sehprobleme bei Kindern frühzeitig feststellen, damit Augenärzte sie behandeln können. Spätestens bis zum 3. Lebensjahr sollten Kinder Sehtest und Untersuchung beim Augenarzt durchlaufen haben. Sehstörungen wie Linsentrübung, starke Weitsichtigkeit, unterschiedliche Fehlsichtigkeit beider Augen oder kleinwinkliges Schielen werden so rechtzeitig erkannt.
Hier erfahren Sie, welche Sehschwächen bei Kindern häufig vorkommen, wer testet, und wie geprüft wird.
Welche häufigen Sehschwächen haben Kinder?
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Wer kurzsichtig ist, sieht Dinge in der Nähe gut, in der Ferne jedoch unscharf oder verschwommen. Ursachen sind entweder ein zu langer Augapfel oder ein zu hoher Brechwert der Augenlinse. Kurzsichtigkeit wird häufig vererbt und durch viel Sehen im Nahbereich wie Arbeiten am Computer, Tablet oder Smartphone begünstigt. Die Kurzsichtigkeit bei Kindern setzt in der Regel zwischen dem 7. und 15. Lebensjahr (Schulmyopie) ein. Je früher, desto höher sind die im Alter von 20 Jahren erreichten Werte.
Ungleichsichtigkeit (Anisometropie)
Der Name sagt es schon: Beide Augen sind unterschiedlich fehlsichtig entweder in Ausprägung oder Art. Auf dem einen Auge kann das Kind beispielsweise kurzsichtig, auf dem anderen weitsichtig sein oder eine Hornhautverkrümmung haben. Unbehandelt entwickelt sich ein unumkehrbarer Schaden. Besonders gefährlich für die Sehentwicklung von kleinen Kindern ist eine ungleich starke Weitsichtigkeit. Sie kann zum Schielen oder zu einer Sehschwäche des stärker fehlsichtigen Auges führen.
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Kinder mit einer Hornhautverkrümmung sehen unscharf. Dafür verantwortlich ist eine unsymmetrisch gekrümmte Hornhaut. Ein Punkt wird auf der Netzhaut nicht als Punkt, sondern als verzerrter Strich abgebildet. Unkorrigiert ist die Sehschärfe schlechter.
Schielen (Strabismus)
Kinder schielen, wenn beide Augen nicht in die gleiche Richtung schauen. Dann funktioniert entweder die Steuerung der Augenmuskeln nicht optimal, beide Augen sind stark weitsichtig, oder es gibt zwischen ihnen einen großen Brechkraftunterschied. Erwachsene, die beispielsweise nach einem Unfall schielen, sehen alles doppelt, Kinder aber nicht. Der Grund: Bei Kindern schaltet das Gehirn das Bild vom schielenden Auge aus. Wird die Anomalie nicht behandelt, kann das ungenutzte Auge sehschwach werden. Liegt ein Schielen vor, ist räumliches Sehen nicht möglich.
Schwachsichtigkeit (Amblyopie)
Bei der Schwachsichtigkeit sehen die zwei Augen unterschiedlich gut. Das Gehirn entscheidet sich für das scharfsehende und vernachlässigt das andere. Schwachsichtigkeit entsteht in der Regel durch Schielen oder eine nicht korrigierte Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung im Kindesalter. Gutes räumliches Sehen wird problematisch. Bleibt die Schwachsichtigkeit unentdeckt, ist eine lebenslange Sehbehinderung wahrscheinlich.
Welche Sehtests für Kinder gibt es?
Viele Sehtests für Erwachsene finden auch bei Kindern Anwendung. Der kleine, große Unterschied: Weil Kinder sich anfangs noch nicht artikulieren können und gern spielen, sind viele Checks auch so gestaltet – spielerisch. Andere wiederum, wie der Brückner-Test oder die Skiaskopie (Schattenprobe), sind für Kinderaugen besonders gut geeignet, da sie ohne aktive Mitarbeit funktionieren.
Sehtest zur Sehschärfe
Obwohl im Baby-Alter das Sehvermögen noch längst nicht optimal ausgeprägt ist und Dinge nicht benannt werden können, sind Sehtests schon möglich. Eltern können das Sehvermögen von Säuglingen prüfen, in dem sie beispielsweise eine Lampe ein- und ausschalten oder ein buntes Spielzeug in etwa 50 bis 80 Zentimeter Entfernung vor ihrem Nachwuchs hin und her bewegen. Die Babys sollten zum Licht schauen oder dem Gegenstand folgen.
Mehr Aussagekraft haben Tests mit Sehtafeln. Bei Säuglingen und Babies hilft die Preferential Looking-Methode. Dazu werden dem Kind Tafeln, die ein Streifenmuster und ein graues Feld zeigen, vorgehalten. Schaut das Baby zur Tafel mit den Streifen, hat es das Muster erkannt. Augenärzte und Orthoptistinnen führen den Test mit immer kleiner werdendem Streifenabstand durch und erhalten so einen Anhaltspunkt für die Sehschärfe.
Für Kinder im Kita-Alter kommen Sehtafeln mit altersgerechten Symbolen (Kreis, Quadrat, Apfel, Haus = LEA-Test), mit Öffnungen von C-förmigen Ringen (Landolt-Ringe) oder E-förmigen Haken (Snellen-Haken) zum Einsatz. Dieser Sehschärfe-Test ist Bestandteil der U7a-Vorsorgeuntersuchung (zwischen dem 34. und 36. Lebensmonat), später der U8 (4 Jahre) und der U9 (5 Jahre).
Zur Ermittlung der benötigten Brillenstärke nutzen Augenärzte bei Kleinkindern die Skiaskopie (Schattenprobe). Die Methode funktioniert ohne aktive Mitarbeit der Kinder. Die Kleinen müssen weder etwas erkennen noch benennen. Zuvor wird der Ziliarmuskel medikamentös ruhig gestellt. So können die Kinder ihre Augen nicht unbewusst auf die Nähe einstellen und falsche Brillenwerte vortäuschen. Mit dem Skiaskop durchleuchtet der Augenarzt die Pupille und beobachtet, wie das Licht von der Netzhaut zurückgeworfen wird. Nun werden verschiedene Korrektionlinsen in den Lichtstrahl gehalten und so die Stärke von Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmung bestimmt.
Sehtest zum Schielen und zur Schwachsichtigkeit
Starkes Schielen können Eltern und Kinderärzte leicht erkennen. Oft ist die Fehlstellung der Augen aber nur gering. Dann bringt der Durchleuchtungstest nach Brückner (Brückner-Test) Klarheit. Seit 2016 ist er in den U4 bis U7 enthalten. Während des Tests durchleuchtet der Kinder- oder Augenarzt beide Augen mit einem Ophthalmoskop. Das Licht fällt dabei auf den roten Augenhintergrund und wird von dort reflektiert. Weisen beide Pupillen einen identischen Rotreflex aus, ist alles in Ordnung. Unterschiede können auf eine Linsentrübung, Schielen oder Fehlsichtigkeiten wie Weit- und Kurzsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung hinweisen.
Ein anderes Diagnosevervahren ist der Abdecktest: Beide Augen werden abwechselnd zugedeckt. Kinder- oder Augenarzt schauen dann, ob die Augen bei wechselseitigem Aufdecken eine Einstellbewegung machen.
Sehtest zum räumlichen Sehen
Das räumliche Sehen von Kindern wird im Rahmen der U7a und U8 geprüft. Bei kleinen Kindern kommt am häufigsten und möglichst vor dem 3. Geburtstag der Lang Stereotest zum Einsatz: Auf einer postkartengroßen Testtafel bilden viele schwarze, zufällig verteilte Punkte dreidimensionale Bilder (Elefant, Auto, Stern…), die die kleinen Probanden aus 40 Zentimeter Entfernung erkennen können. Sind die Kleinen noch nicht in der Lage, sich genau zu äußern, können sie auf die Figuren in den Testtafeln zeigen. Erfahrene Untersucher sehen auch an den Augenbewegungen der Kinder, ob die 3D-Bilder erkannt wurden oder nicht.
Sehtest zur Farberkennung
Vorab: Kinder mit einer Rot-Grün-Sehschwäche können ein ganz normales Leben führen. Also keine Panik. Getestet wird bei kleinen Kindern mit einer kindgerechten Variante der Ishihara Tafel: Statt Zahlen sehen die Kleinen Linien, die sie mit dem Finger nachzeichnen können. Ältere Kinder nutzen in der Regel wie Erwachsene die normalen Ishihara-Tafeln. Getestet werden sollte zu Schulbeginn. So erleben Kinder später keine Enttäuschung, wenn ihr Berufswunsch nicht in Erfüllung geht. Denn wer Pilot oder Polizist werden will, darf keine Rot-Grün-Sehschwäche haben. Einzelheiten lesen Sie unter Wie läuft ein Sehtest ab?
Online-Sehtests für Kinder
Die Augen größerer Kinder können online auf Kurz- und Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und Rot-Grün-Sehschwäche getestet werden. Die Checks funktionieren bequem auf PC, Laptops, Tablets und Smartphones, ersetzen aber nicht den Sehtest beim Kinder- oder Augenarzt, beim Augenoptiker oder Optometristen.
Seh-Check bei Babys
Im 1. Monat knipsen Sie neben dem Köpfchen eine Lampe an und aus. Bewegt das Baby neugierig die Augen zum Licht?
Im 4. Monat lenken Sie das Interesse des Kindes auf einen bunten Gegenstand, den Sie im Abstand von 50 bis 80 Zentimetern vor seinen Augen hin und her bewegen. Schaut das Kleine aufmerksam der Rassel, dem Stoffball oder dem Kuscheltier hinterher?
Im 7. Monat spielen Sie „Guckguck“. Verstecken Sie sich vor den Augen des Kindes hinter der Zeitung, dem Sofakissen oder der Gardine. Nun sind Sie weg, nur Ihr „Guckguck“-Ruf verrät, wo Sie stecken. Jedes normal entwickelte Kind fängt an, mit Augen- und Körperbewegungen nach Ihnen zu suchen.
Um den 8. Monat interessiert sich das Baby für alles, was es halbwegs erreichen kann und am liebsten in den Mund steckt. Fasst es gezielt nach diesen Gegenständen?
Im 12. Monat setzen Sie das Kind zwei bis drei Meter weg auf den Boden und kullern ihm einen Ball zu. Greift es richtig zu?
Seh-Checks mit älteren Kindern
Bei Kindern jenseits des ersten Lebensjahres können Seh-Checks für zu Hause auf Defizite beim Nah-Sehen, Fern-Sehen oder Farben-Sehen hinweisen. Einfach unsere kostenlosen Sehtests zum Ausdrucken herunterladen – schon kann’s losgehen.
Wer führt die Sehtests bei Kindern durch?
Professionelle Sehtests führen Augenärzte und Orthoptisten, Kinderärzte, Optometristen und Augenoptiker durch. Bei Vorschulkindern empfiehlt sich als erstes immer eine Untersuchung durch einen Augenarzt. Und ganz klar, Eltern sollten ihren Nachwuchs im Alltag stets im Auge behalten: Geht der Griff nach dem Teddy wiederholt ins Leere? Kleben die Augen schon fast am Buch? Und werden das rote Ampellicht und die Autonummer erkannt?