Mehrstärkengläser: Bifokalgläser und Trifokalgläser
Brillengläser & Beschichtungen

Mehrstärkengläser

Mehrstärkengläser: Bifokalgläser und Trifokalgläser | Bildquelle: © Scott van Daalen / Unsplash.com
Experte Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Wesemann LesezeitStatistik

Für Fehlsichtige, die sowohl eine Korrektion für die Ferne als auch für die Nähe benötigen, kann das ständige Wechseln zwischen einer Nah- und einer Fernbrille ziemlich lästig werden. Hier bringt eine Brille mit Mehrstärkengläsern Vorteile. Bei Mehrstärkenbrillen sind die Gläser so geschliffen, dass mehrere Zonen für unterschiedliche Entfernungen eingearbeitet sind. Mehrstärkengläser korrigieren entsprechend das Sehen in die Ferne und zugleich im Nahbereich. Eine Umstellung von Einstärkengläsern zu Mehrstärkengläsern kann anfangs zu Schwierigkeiten beim Sehen führen: Die Augen müssen sich erst an die Blickrichtungen mit unterschiedlichen Korrektionswerten gewöhnen. Doch in der Regel kommt der Brillenträger bereits nach kurzer Zeit bestens mit der neuen Sehhilfe zurecht.

Bifokalgläser (Zweistärkenglas)

Bifokalgläser beinhalten zwei verschiedene Sehzonen. Im unteren Brillenglasbereich befindet sich der Leseteil, im oberen, meist größeren Glasbereich, die Korrektion für die Ferne. Beide Sehbereiche sind aber sichtbar, ohne gleitenden Übergang, voneinander getrennt.

Bifokalgläser werden heute allerdings aufgrund der Vorteile von Gleitsichtgläsern kaum noch zur Korrektion von Alterssichtigkeit verwendet. Bei Bifokalgläsern empfiehlt sich ebenso wie bei Trifokalgläsern mineralisches Glas, da dieses verschiedene Materialien problemlos miteinander verschmelzen kann und somit keine spürbare Trennkante entsteht.

Trifokalgläser (Dreistärkenglas)

Trifokale Brillengläser – auch Dreistärkengläser genannt – verhelfen zu gutem Sehen im Nah-, Mittel- und Fernbereich. Der Sehbereich für die mittleren Entfernungen sitzt dabei mittig, der für die Ferne oben und der für die Nähe unten. Auch bei Trifokalgläsern ist die Trennlinie zwischen den einzelnen Sehbereichen deutlich erkennbar. Das Auge muss sich an die Übergänge gewöhnen. Die Trifokalbrille wurde inzwischen – noch mehr als die Bifokalbrille – fast vollständig durch die Gleitsichtbrille ersetzt.

Vor- und Nachteile von Bifokalgläsern und Trifokalgläsern

Vorteile

  • Scharfes Sehen im Nah- und Fernbereich mit nur einer Brille
  • Finanziell attraktiv

Nachteile

  • deutlich sichtbare Trennlinie zwischen den Glasstärken (wenig attraktiv)
  • harter Übergang zwischen den Korrektionsbereichen erschwert die Verträglichkeit für den Brillenträger (Bildsprung)
  • Blick auf Boden und Treppen muss der Blick stark gesenkt werden, um ein klares Bild zu in der richtigen Sehzone zu erwischen (Verspannungen)

Aufgrund der aufgeführten Nachteile und dem Fehlen eines fließenden Übergangs zwischen den Sehzonen sind Mehrstärkengläser von diesem Typus eine technisch etwas „in die Jahre“ gekommene Lösung.

Gleitsichtgläser

Gleitsichtgläser vereinen mehrere Sehlösungen in einem Glas. Im Unterschied zu Bi- und Trifokalgläsern geht die Korrektion dabei stufenweise oder eben „gleitend“ von oben nach unten und (in der Regel) von der Fern- in die Nahsicht über. Da die unterschiedlichen Sehbereiche auf dem Gleitsichtglas fließend ineinander greifen, ist dem Brillenträger nicht anzusehen, dass er eine Unterstützung beim Nahsehen braucht.

Was kosten Gleitsichtgläser?

Bei der Entscheidung für Gleitsichtgläser ist zu beachten, dass es große Qualitätsunterschiede zwischen den unterschiedlichen Glastypen gibt. Sehr oft liegen diese im Grad der Minimierung der Seitenbereiche, in denen das Sehen unscharf ist (das Phänomen an sich ist leider bei Gleitsichtbrillen nicht vermeidbar). Den größten Komfort bieten Gläser mit den besten optischen Eigenschaften (Brechnungsindex), den breitesten klaren Sehbereichen und der höchsten Verträglichkeit. Natürlich spiegelt sich das auch im Preis wider. Auch hier gilt, je höher das zu korrigierende Sehdefizit, umso größer sind die Vorteile, die ein so hochwertiges Glas seinem Träger bieten kann. Der Augenoptiker kann die Unterschiede individuell erklären, und das Glas ganz den Bedürfnissen des Brillenträgers anpassen.

Siehe auch:Gleitsichtbrille

Nahbereichsgläser

Nahbereichsgläser (Degressive Nahgläser) sind „die kleinen Schwestern“ von Gleitsichtgläsern. Sie haben ebenfalls Sehzonen für unterschiedliche Entfernungen, die gleitend ineinander übergehen. Nahbereichsgläser ermöglichen ein hervorragendes „Nahsehen“, unterstützen aber auch den mittleren Sehbereich. Sie sind die überlegene Hightech-Alternative zur einfachen Lesebrille und eignen sich bestens für Schreibtischarbeiten.

Bildschirmarbeitsplatzgläser

Ein Bildschirmarbeitsplatz stellt ganz spezielle Anforderungen ans Sehen und damit an die Brillengläser: Immer wieder wandern die Augen vom Monitor zur Tastatur, zu den Unterlagen auf dem Schreibtisch und wieder zurück. Besonders der Sehabstand zum Bildschirm – zwischen 50 und 80 wird hier bedeutsam. Genau dafür gibt es spezielle Gleitsichtgläser für den Bildschirmarbeitsplatz.

Siehe auch:Bildschirmarbeitsplatzbrille

Spezial-Brillengläser

Für Berufe und Freizeitaktivitäten mit filigranen Arbeiten (z. B. Zahntechniker, Chirurgen, Goldschmiede- und Handarbeiten) gibt es individuell angepasste Brillengläser. Das gilt ebenso für Hobbys wie Kochen oder Handwerken. Auch Piloten und Musiker können von Spezialgläsern profitieren: Piloten müssen die Bedien- und Kontrollelemente im Cockpit des Flugzeuges in mittlerer Sehdistanz erkennen, aber auch scharf in die Ferne sehen können. Musiker wiederum sind darauf angewiesen, jederzeit Instrument, Notenpult und Dirigent gut im Blick zu haben. Auch für diese Sehanforderungen sind individuell angepasste Gläser eine gute Lösung.